Begriffe
Stereo-Verzögerung:
Sammelbegriff für Spontanverzögerung und
Nachverzögerung.
Spontanverzögerung:
Zeitunterschied zwischen dem Wechsel der Darbietungsart
und der ersten richtigen räumlichen Zuordnung.
Nachverzögerung:
Zeitunterschied zwischen der ersten richtigen räumlichen
Zuordnung und der Wahrnehmung der endgültigen,
größeren Stereotiefe ("Nachrutschen" der Dreiecke).
Wechselprobe:
Wechsel zwischen beiden Darbietungsarten zur Prüfung
auf Stereo-Verzögerung.
Anwendungszweck
Korrigieren der zweiten Unterart von FD II.
Klären der folgenden Fragen:
-
Ist an diesem Test Stereosehen vorhanden?
-
Wird die Lage der Dreiecke (vor oder
hinter dem
Fixierpunkt) der jeweiligen Darbietungsart
(normal/invers) richtig zugeordnet?
-
Besteht Spontanverzögerung?
-
Besteht Nachverzögerung?
-
Wird die richtige Stereotiefe erreicht?
Richtlinien zur Testerläuterung und
-anwendung
Anhand des bisherigen Ablaufs wird entschieden, ob am
Stereotest mit oder ohne Erklärungen begonnen wird. In
beiden Fällen muss vermittelt werden, dass der Fixierpunkt
in unveränderlicher Entfernung erscheint, während die Dreiecke
in unterschiedlicher Entfernung (vor oder hinter dem
Fixierpunkt) erscheinen können.
Wird der Stereotest ohne Erklärung dargeboten,
soll der
Klient seinen Seheindruck beschreiben.
Wird der Stereotest mit Erklärung dargeboten,
wird folgendes
Schema empfohlen.
Frage:
„In der Mitte befindet sich ein schwarzer Punkt. Was sehen
Sie oberhalb des Punktes?“
Mögliche Antworten:
„Ein Dreieck.“, „Zwei Dreiecke.“
Frage:
„Was sehen Sie unterhalb des Punktes?“
Mögliche Antworten:
„Ein Dreieck.“, „Zwei Dreiecke.“
Frage:
„Stehen die Dreiecke vor oder hinter dem Punkt?“
Falls mit der Antwort gezögert wird,
weiterfragen:
„... oder sind Dreiecke und Punkt gleich weit weg?“
Frage (nach richtiger Antwort des Klienten):
„Stehen die Dreiecke sehr weit vorn?“, und dabei wird
möglichst unbemerkt die Darbietungsart gewechselt.
Die Antwort zeigt, ob auf den Wechsel der
Querdisparations- richtungspontan und richtig reagiert wird.
Tritt Diplopie (der Dreiecke oder des Punktes)
in beiden
Darbietungsarten auf, liegen eingeschränkte Panumbereiche
vor. Dann kann der reduzierte Stereotest (Dreiecktest
Basis 11 mm, Kurzzeichen St11) in gleicher Weise angewendet
werden.
Tritt Diplopie (der Dreiecke oder des Punktes)
in nur einer
Darbietungsart auf, sollen Korrektionsschritte entsprechend
der unten aufgeführten Tabelle vorgenommen werden, zum
Beispiel Korrektion mit Prisma Basis innen bei Diplopie der
Dreiecke in Normaldarbietung.
Mit mehrmaliger Wechselprobe wird auf Verzögerungen
geprüft. Es kann hierbei getrennt zunächst eine bestehende
Spontanverzögerung und dann eine bestehende Nachverzögerung
abgefragt und korrigiert werden.
Bei der Wahrnehmung von Verzögerungen
wird nach den
folgenden Korrektionsregeln verfahren:
-
Befinden sich aufgrund des bisherigen
Ablaufs der MKH bereits Prismen in der Messbrille, dann werden bei
der Wahrnehmung von Verzögerungen die prismatischen Korrektionsschritte
zunächst verstärkend in den bisher gefundenen Basislagen
durchgeführt.
- Befinden sich aufgrund des bisherigen
Ablaufs der MKH
noch keine Prismen in der Messbrille, dann werden zunächst die
folgenden Korrektionsregeln angewendet:
Wahrnehmung am Stereotest
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Basislage
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Größere
Verzögerung bei normaler Darbietung
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innen
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Größere
Verzögerung bei inverser Darbietung
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außen
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Gleich große
Verzögerung in beiden Darbietungsarten
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oben oder unten
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Diese Korrektionsregeln gelten nur, wenn
der Klient den Fixierpunkt anblickt. Auf diese Anforderung muss
ständig hingewiesen werden. Formulierungsbeispiel:
„Schauen Sie bitte immer auf den Punkt.“
Führen beide Vorgehensweisen nicht zu
verbesserter Testwahrnehmung, also zu keiner verringerten Verzögerung,
wird versuchsweise auch mit den bisher nicht verwendeten
Basislagen in beiden Darbietungsarten geprüft.
Bei in beiden Darbietungsarten vorhandener,
aber deutlich
unterschiedlicher Verzögerung ist zuerst der horizontale
WF-Anteil zu korrigieren.
Größe der Korrektionsschritte
0,25 oder 0,5 cm/m, gewöhnlich 0,25 cm/m.
In jedem Fall gilt:
Nur bei dauerhaft verbesserter Wahrnehmung
(verringerter Verzögerung) wird die prismatische
Veränderung in die Korrektion übernommen.
Eine subjektiv verbesserte Tiefenwahrnehmung
am Stereotest
beim Vorhalten eines Messprismas ist zunächst kein
Messkriterium, und dieses Messglas wird als nicht bestätigt
wieder entfernt, wenn nicht auch eine Verzögerung bestand
und verringert wurde.
Die (nur nach vorn mögliche) Überprüfung
der Stereotiefe
liefert einen Hinweis auf die momentane Qualität der Auswertung
der querdisparaten Abbildung.
Ist die wahrgenommene Stereotiefe zu gering,
so liefert
dies keinen Hinweis auf die Richtung oder Größe weiterer
Korrektionsschritte.
Eine zu geringe Stereotiefe kann folgende
Ursachen haben:
-
Die Vollkorrektion ist noch nicht erreicht.
- Trotz Vollkorrektion hat (noch) keine
vollständige
sensorische Rückschaltung stattgefunden.
Verbesserungen der Stereotiefe nach an anderen
Testen
erfolgten weiteren Korrektionsschritten bestätigen deren
Richtigkeit. Treten Verbesserungen nicht sofort ein, so sind
sie nach längerem Tragen der prismatischen Vollkorrektion
möglich.
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